Pressestimmen

Regisseur Roman Hovenbitzer erzählt Verdis Oper als Psychodrama, in dem sich Traum, Projektion und Wirklichkeit immer mehr vermischen. Auch musikalisch überzeugen die packende Verdi-Lesart von GMD Florian Ludwig und eine hervorragende Ensembleleistung. (...) 

In Hagen steht Riccardo im Zentrum des Geschehens, der nicht nur die Menschen in seiner Nähe, sondern auch sich selbst gerne inszeniert. Roman Hovenbitzer setzt Videoprojektionen in der Schwarz-Weiß-Ästhetik des frühen Kinos mal als Rückblenden, mal 

als (Alb)-Traumszenen ein und betört mit einem vieldeutigen Strom starker Bilder. 

Bewertung: Ein rundum gelungener, sowohl szenisch als auch musikalisch starker Abend.

(Opernwelt)

 

Maskenball wird zum Totentanz 

Ein ganz großer Wurf: Das Theater Hagen zeigt Verdis Meister-Oper in betörend-verrätselten Bildern 

Dieser Maskenball wird zum Totentanz. Das Theater Hagen zeigt Verdis Oper jetzt in einer spektakulären Inszenierung und mit großartigen Sängern: ein ganz großer Wurf. Die Premiere wurde zum regelrechten Ereignis und vom Publikum mit langem Applaus im Stehen gefeiert. Der junge Regisseur Roman Hovenbitzer hat in Hagen bereits aufsehenerregende Regiearbeiten vorgestellt. In Verdis „Ein Maskenball“ findet er eine kluge, überzeugende und überraschende Sicht auf das Werk - und er findet zusammen mit dem Hagener Ausstatter Jan Bammes betörende und verrätselte Bilder. (...) 

Hovenbitzer löst seine Interpretation des Stoffes nun völlig aus dem tradierten Kontext heraus und macht daraus ein Psychodrama der Demütigung. Riccardo ist ein megalomaner Herrscher, der mit den Menschen in seiner Umgebung spielt wie mit den Figuren in seinem kleinen Papiertheater - und der sich gerne selbst inszeniert. Zum Beispiel in der Rolle des verzweifelten Liebhabers einer verheirateten Frau. Der Page Oscar führt dabei als mephistophelisches Über-Ich Regie. (...) 

Hovenbitzer und sein Team erzählen die Geschichte mit vielen Videoprojektionen, so können Realitätsbrüche integriert werden. 

Die Schwarz-Weiß-Ästhetik des frühen Kinos prägt die optische Sprache, die voller Symbolik und Anspielungen auf berühmte Stummfilme und Leinwandhelden ist. Die Bilder, die so entstehen sind verwirrend, oft gruselig, doch sie passen immer auf den Takt genau zur Musik. Klar schält sich heraus, was dieser Riccardo seiner Umwelt eigentlich antut. Amelia zum Beispiel degradiert er zur bloßen Wunschphantasie, zum reinen Objekt. Was dem Herrscher sein privater Kinosaal, das ist dem Beamten Renato ein kleiner Film-Projektor im Wohnzimmer, der die Erinnerungen an fröhliche Tage konserviert. Bei den Renatos ist kein Platz für Doppelspiele, hier beherrschen nüchterne Akten den Raum. Nur ein Kegelpokal und ein Schaukelpferd verraten, dass der pflichtbewussteste aller Staatsdiener ein Privatleben hat und eine Leidenschaft: seine Familie. Als Riccardo ihm dieses kleine Glück nimmt, wird Renato zum Mörder. Und das kann man sogar verstehen. (...) 

Was Roman Hovenbitzers Regie weiter auszeichnet, ist nicht nur die glückliche Hand bei der Personenführung der Solisten. 

Er weiß zudem genau, wie er den stimmlich präsenten Chor und im letzten Akt die Bühnenmusik wirkungsvoll einsetzt. 

Der Hagener „Maskenball“ ist eine Produktion, die man einfach gesehen haben muss. 

(Westfalenpost)

 

Selbstverliebt flüchtet sich Riccardo in eine Scheinwelt aus Film und Theater, ergeht sich mit Vorliebe in Stummfilmposen, organisiert Inszenierungen und Filmsoireen, in denen er am liebsten mit riesigen Engelsflügeln auftritt. Seine Untertanen aber sehnen sich nach einem Herrscher, der den Bezug zur Realität noch nicht verloren hat. Einige planen sogar schon ein ganz und gar filmreifes finales Attentat. Was auf den ersten Blick ziemlich ungewohnt erscheinen mag, erweist sich im Theater Hagen schnell als äußerst intelligente Umsetzung von Verdis „Maskenball“. Sein und Schein, Skurriles und Gruseliges spielen in diesem Opernstoff schließlich eine entscheidende Rolle. Und so geht das Konzept des auch in Sachen Personenführung hochbegabten Regisseurs Roman Hovenbitzer in der Tat bestens auf.

(Das Opernglas)

 

Ein Leben wie im Film

Roman Hovenbitzer und seinem Ausstatter Jan Bammes gelingen gefangennehmend betörende Bilder. Schwarz und Weiß beherrschen die Szene. Gemischt mit vielen Grauschattierungen zaubern sie im Verein mit einem als Leinwand dienenden Gazevorhang die Illusion eines reich bebilderten Stummfilms hervor. Nosferatu-Gruseleffekte wie die Opferung eines jungen Mädchens bei einer Geisterbeschwörung tun ihr Übriges, um für Verdis in Handlung und Figurenzeichnung eher unscharfen Ballo in maschera bezwingende Momente zu schaffen und ein faszinierendes Theatererlebnis zu kreieren. (...) 

Am Ende bricht ein wahrer Beifallsorkan los. Das Publikum lässt sich von Anfang an elektrisieren von der Spannung, die Bühne genauso wie Orchestergraben erzeugen. Das geht ins Blut, da hofft und liebt und leidet man mit. 

Ein grandioser Abend: So muss Theater sein.

(Opernnetz)

 

Surreales Traumspiel in Schwarz-Weiß 

Giuseppe Verdis „Maskenball“ feiert am Theater Hagen eine umjubelte Premiere   

(...) An das packende Musikdrama Verdis wagt sich jetzt das Theater Hagen – und gewinnt! Nach der Premiere wurden nicht nur die drei Hauptdarsteller stürmisch gefeiert, sondern ebenso Chor, Orchester, Dirigent Florian Ludwig und Roman Hovenbitzer, der den „Maskenball“ in ein surreales Traum- und Filmspiel verwandelt. Es ist erstaunlich, welch künstlerische Kraft sich entwickelt im Theater Hagen. (...) 

Das Haus reicht mit diesem „Maskenball“ nämlich weit über provinzielle Magerkost hinaus. Roman Hovenbitzer, der auch im Essener Aalto und in Dortmund reüssierte, verzichtet auf alle historischen Bezüge und setzt vielmehr auf ein Psycho-Traumspiel, in dem Riccardo und Amelia als Engel die Grenzen zwischen Sein und Schein durchschreiten. Mit unschuldsweißen Flügeln wandeln sie über einen Friedhof, gestehen sich zwischen Galgen und steinernen Götterbildern ihre Liebe, die aus Riccardo am Ende einen gefallenen Engel macht. Eine morbide Kulisse mit zahlreichen Filmprojektionen, die an surreale Schwarz-Weiß-Streifen der 1930er Jahre erinnert. So lebt Riccardo auch anfangs die Leidenschaft zu seiner Geliebten Amelia in seinem Privatkino mit 18-Milimeter-Projektor aus. Heimlich, im Dunkeln, allein. Zutritt hat nur sein Page Oscar, in der Kluft eines Zirkusdirektors. Auf die Stummfilm-Zeit weist auch die Szene mit der Wahrsagerin Ulrica, die dem Grafen aus einem riesigen fletschenden Totenschädel heraus prophezeit: Er wird sterben durch die Hand seines besten Freundes. Ähnlich finster und holzschnittartig auch der Maskenball in Schwarz-Weiß, den Renato nutzt, um den Ehebrecher Riccardo zu erschießen. Der Ball mutiert zu einer von Roman-Polanski-Ästhetik angeregten Mischung aus Gespenster-Sonate und Totentanz.

(Westfälische Rundschau)

 

Das Theater Hagen zeigt Verdis „Ein Maskenball“ als ganz großes Kino auf der Opernbühne. (...) Wer lebendiges Musiktheater mag, kommt voll auf seine Kosten in dieser aufwändigsten Produktion der Hagener Spielzeit.

(Ruhrnachrichten)

 

Alles ist Spiel, ist Verstecken, alles ist Geheimnis hinter der Fassade. Und alles ist Traum. Riccardo ist ein Träumer. Ein Schleier der Träume und Projektionen liegt über dem Spiel und der Bühne. Nur selten fällt der Schleier ganz. Und offen ist, wer die Fäden dieser Masken und Schleier letztendlich in Händen hält. Der Graf, der so gerne die Figuren seiner kleinen Modellbühne verschiebt, die Verschwörer im Hintergrund oder gar der Page Oscar, dessen Spiel keiner durchschaut. 

Für Regisseur Roman Hovenbitzer ist der Mensch hinter der Maske und die Frage, wer wir eigentlich sind, das Kernthema der Oper. Die Hagener Inszenierung von Verdis „Maskenball“ spielt selbst mit dieser Oper, ein leidenschaftliches und brillantes Spiel des Ensembles und zur Poesie des Textes und der Musik passen die tiefgründigen Bilder. (...) Leicht scheint auch der Tod, den der Gouverneur mit großer Geste selbst inszeniert. Es ist eine Einladung, sich auf Verdis Spiel der Masken einzulassen, zumal wenn es so eindrucksvoll wie in Hagen inszeniert und gespielt wird. Was Regie, was Orchester, Solisten und Chor, was Bühnenbild und Kostüme leisten, ist meisterlich.

(Domradio Köln)

 

Regisseur Roman Hovenbitzer gelingt gleich zu Beginn der entscheidende Kunstgriff, der den ausgiebigen Einsatz von Filmeinspielungen plausibel macht. Sein Riccardo lebt in seinem eigenen Film, einem altmodischen Stummfilm mit großen Gesten und Gefühlen fernab der Realität. (...) So überlagert die Regie zuweilen dynamisches Bühnengeschehen mit bewegten Videoeinspielungen, die zeitgleich auf einen halbdurchsichtigen Gazevorhang projiziert werden. Sie treibt die Schauermotive in den ersten beiden Akten so sehr auf die Spitze, dass sich das Publikum vorübergehend in einen Schwarz-Weiß-Horrorfilm versetzt sieht. Vom Zuschauer verlangt dies Aufmerksamkeit, es weckt sie aber auch. Wer lebendiges Musiktheater mag, kommt in dieser aufwändigsten Produktion der Hagener Spielzeit voll auf seine Kosten. (...) Hovenbitzer nimmt das tragische Sujet durchaus mit Humor und würzt die opernhaften Überhöhungen mit feiner Ironie. So versäumt es Riccardo nicht, noch einen gekonnten Hüftschwung einzulegen, bevor er, von einer Kugel getroffen, in bester Hollywoodmanier zusammenbricht.

(Westfälischer Anzeiger)

 

Schwarze Romantik des Bösen 

Roman Hovenbitzer inszeniert einen prallen „Maskenball“ am Theater Hagen

Die prickelnde Maskenball-Premiere vom vergangenen Samstag unterstreicht das überregionale Standing des Theater Hagen. (...)

Mystisch gestaltete Roman Hovenbitzer seine facettenreiche Hagener Inszenierung. Zeitliche oder gesellschaftliche Zuordnungen der Handlung werden gemieden. Stattdessen erzeugt eine psychodramatische  Auseinandersetzung mit dem Absoluten Bösen suggestive Spannung. (...) Düstere Projektionen und Filmsequenzen (Volker Köster) formen einen permanenten Ausdruck von Schwarzer Romantik. Satanistische Symbolistik verfestigt eine schaurige Dominanz des Todes. Ein grandioser szenischer Höhepunkt dieser Inszenierung: Die Schwarze Messe in der Orakelhöhle der Wahrsagerin: Ein riesiger geflügelter Totenkopf, zwischen dessen Hörnern Ulrica weissagt, während, von Filmprojektionen begleitet, die Töchter der Unterwelt satanisch-orgiastische Tänze aufführen.

(IOCO/Kultur im Netz)

 

Als "Attentat auf die Phantasie" sieht Roman Hovenbitzer Verdis UN BALLO IN MASCHERA: Renato, dessen Leben von "Verwaltung, Bürokratie und Organisation" bestimmt ist (und dessen großzügiges Büro im zweiten Teil sein natürlicher Lebensraum zu sein scheint, in dem Amelia sich zurecht emotional vernachlässigt vorkommen muss und das Schaukelpferd seines Sohnes wie ein Fremdkörper wirkt), tötet Riccardo, der für Begriffe wie "Phantasie, Libertinage, vermeintliche Schwerelosigkeit" steht und der sich in seinen Traumwelten zwischen Spaß, Ernst und Selbststilisierung als geliebter Herrscher verfängt. (...) 

Häufig sieht man auf der Projektionswand die Darsteller in einer Art Rückschau oder Traumhandlungen im Stil eines Stummfilms agieren, während ein weiteres Geschehen auf der Bühne sich abspielt (sehr berührend war der Film, der Szenen von der Hochzeit Renatos und Amelias und weitere Momente aus dem Alltagsleben der kleinen Familie zeigte). (...) 

Spätestens am Schluss der Oper kann man Realität nicht mehr vom Traum unterscheiden: Illusion und Irdisches sind miteinander eng verwoben, das Spiel hinter vorgehaltenen Masken verselbständigt sich mehr und mehr, Riccardo scheint seinen Tod geradezu zu provozieren oder mindestens zu inszenieren. 

FAZIT: Ein durchaus eigenwilliger, aber letztlich überzeugender MASKENBALL.

(OMM/Online Musik Magazin)

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