pressestimmen

Bühnenzauber und vokale Wonnen

Eine bravouröse Wiederbelebung beschert dem Stadttheater Gießen einen Traumstart in die Saison 2010/11

Die Premiere von Reinhard Keisers fast 300 Jahre alter Barockoper „Die großmütige Tomyris“ erntet Beifallstürme dank vokaler und orchestraler Wonnen sowie einer fantasieprallen Inszenierung. 

Die in jeder Beziehung überzeugende Aufführung, ein Fest für das Ohr und eine Orgie für das Auge, dokumentiert nachdrücklich das Potenzial des kleinen Hauses, das sich mit dieser Produktion Staats- und Landestheatern durchaus ebenbürtig zeigt. (...)

Roman Hovenbitzer schont bei seiner ersten Regiearbeit in Gießen weder Menschen noch Maschinen. Die von vier auf zweieinhalb Stunden und von 41 auf 30 Musiknummern reduzierte Fassung ist eine unterhaltsam-opulente Mischung aus Science Fiction, Heavy Metal, Wüstenplanet und barocken Versatzstücken. (...) Im Original bringt Göttervater Jupiter als barocker Deus ex machina die verblüffende Rettung. Diesem Happy-End misstraut Regisseur Hovenbitzer: Während Tomyris den glücklichen Ausgang in einem Tagtraum erlebt, fordert die brutale Wirklichkeit ihre Opfer: Meroë und Tigranes werden die Köpfe abgeschlagen. Damit schließt sich der Kreis, den der Regisseur ausschreitet: Denn am Anfang liegt auch der kopflose Körper des Cyrus auf der Tragfläche eines Flugzeugwracks, das offenbar in einem heruntergekommenen Barocktheater notgelandet ist. Hier toben zotttelbärtige Heavy-Metal-Barbaren, hier wird auf Leben und Tod um Liebe gekämpft. (...)

Das Fazit: „Die großmütige Tomyris“ ist ein großer Wurf.

(Fuldaer Zeitung)

 

Barbarische Zivilisation

Das Stadttheater Gießen hat Reinhard Keisers „Die großmütige Tomyris“ für eine ansprechende Inszenierung ausgegraben. (...)

Roman Hovenbitzers intensive Inszenierung betont die Zwischenstellung der Messageten zwischen Zivilisation und Barbarei in Choreografien und Verhaltensmustern. Das lieto fine ist ein ironischer Deus-ex-machina-Tagtraum, während die blutige Realität abgeschlagener Köpfe diskret bleibt. Das Bühnenbild von Lukas Noll baut ein Nachkriegs- und Verwüstungs-Szenario vor dem Hintergrund verfallender Kunst.

(Frankfurter Rundschau)

 

Frenetischer Beifall brandete nach dem Schlussakkord der Barockoper „Die großmütige Tomyris“ von Reinhard Keiser im Giessener Stadttheater auf, und was selten der Fall ist, das Regieteam wurde gleichermaßen wie die Protagonisten und der Dirigent mit „standing ovations“ zu Recht gefeiert. (...) Ein anregender, mitreißend genussreicher Theaterabend.   

(Das Opernglas)

 

Riesenapplaus für Roman Hovenbitzers opulente Inszenierung der Barockoper „Die großmütige Tomyris“ am Gießener Stadttheater – überbordende barocke Fantasie

Die Barockoper lebt! Mit wilden Kriegerhorden, lasziven Gespielinnen, Himmelsboten, hereinschwebenden Göttern und halbnackten Wesen aus der Unterwelt, mit Windmaschine, Blitz, Donner und reichlich Bühnennebel feiert ein fast 300 Jahre altes Werk auf der Bühne des Stadttheaters eine opulente Wiedergeburt: Unter der musikalischen Leitung des Frankfurter Barockspezialisten Michael Schneider und in der Inszenierung von Roman Hovenbitzer ist „Die großmütige Tomyris“ von Reinhard Keiser mit sehr viel Könnerschaft und Feingefühl aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt worden. Dass das Experiment einer Wiederentdeckung im Gießener Musiktheater erneut gelungen ist, beweist der durchschlagende Erfolg bei der Premiere am Sonntagabend. 

Das Publikum überhäufte alle Beteiligten mit minutenlangem Beifall und Bravorufen.

(Gießener Anzeiger)

 

„Die großmütige Tomyris“ zieht mit Crescendo ins Finale 

Zur Wiederentdeckung und Aufführung der weitgehend in Vergessenheit geratenen Barockoper von Reinhard Keiser ist das Stadttheater Gießen nur zu beglückwünschen: Hier wurde ein Kleinod ausgegraben, das in seiner bemerkenswerten Umsetzung wieder einmal über die Grenzen von Gießen hinaus für Aufhorchen sorgen könnte.

Blut war auf der Bühne, Köpfe rollten, politische Intrigen wurden gesponnen und auch die Liebe kam nicht zu kurz.

Die knapp dreistündige Barockoper „Die großmütige Tomyris“ von Reinhard Keiser vereint alles, was von einem opulenten Ränkespiel zu erwarten ist.

Die Premiere am Stadttheater Gießen am vergangenen Sonntag wurde daher vom Publikum mit anhaltendem Applaus goutiert. 

Die Bühne ist eng und gleich zu Beginn stark bevölkert, als die Reise in das Reich der barbarischen Skythen führt. Vor einem halbrunden, in Bronze gehaltenen Logenaufbau, der bis zur Decke reichend an eine barocke Theaterruine erinnert, liegt ein chromblitzender Flugzeugflügel, quer und sperrig.

Der szenische Aufbau liegt irgendwo zwischen Star Trek und Mad Max (Bühnenbild: Lukas Noll, Kostüme: Bernhard Niechotz), mit einzelnen barocken Versatzstücken, die stets Bindung zum Zeitgeist der 1717 im Hamburger Gänsemarkt-Theater uraufgeführten Oper suchen. Es ist ein apokalyptischer, brutaler Ort – irgendwo zu einer nicht zu benennenden Zeit. (...)

Eindrucksvoll gestaltete sich die Szene, als das ganze Volk Tomyris bedrängt, Tigranes zu enthaupten. Plötzlich erscheint die Bühne in kaltem Blau und die Szenerie friert ein. Es entsteht der Eindruck eines opulenten Barockgemäldes, das Rembrandt van Rijn oder Peter Paul Rubens nicht besser hätten komponieren können. Nur die Königin Tomyris steht im Scheinwerferlicht, während sie hin und hergerissen zwischen Rache und Gerechtigkeit, um eine Entscheidung ringt. Auch die Arbeit mit einer im Freskostil bemalten Gaze, die das Spiel mit Vorder- und Hinterbühne, Traumwelt und Wirklichkeit suchte, schuf eine interessante Dynamik der Bildebene und hob die Sänger in eine andere Welt.

(Gießener Zeitung)

 

Martialische Endzeitbarbaren lassen die Köpfe rollen

„Die großmütige Tomyris“ am Stadttheater Gießen: Selten hat eine Barockoper so viel zeitgenössischen Esprit erfahren und diesen so gut vertragen wie jetzt am Stadttheater. Chapeau! Die Szenerie erinnert an Teil zwei und drei der Mad-Max-Trilogie. Die Erde ist zerstört, die Barbaren treten als martialische Endzeitkrieger auf den Plan und Königin Tomyris wirkt wie eine reduzierte Version von Tina Turner alias Aunty Entity - nur Mad Max mischt nicht mit.

Die Premiere von Reinhard Keisers barocker Opernrarität „Die großmütige Tomyris“ wurde am Sonntagabend im Stadttheater mit minutenlangem Beifall bedacht.

Regisseur Roman Hovenbitzer hat dem staubigen Stoff zur Eröffnung der Musiktheaterspielzeit neues Leben eingehaucht, in dem er Querverweise einbaute und einigen der dunklen Charaktere ein Quäntchen Humor mit auf den steinigen Weg gab. Herausgekommen ist ein stimmiges Stück Oper, das vom ausverkauften Haus gefeiert wurde.

(Gießener Allgemeine Zeitung)

 

Meisterwerk fulminant umgesetzt

Mit Heiterkeit und Begeisterung verfolgten die Zuschauer im ausverkauften Gießener Stadttheater die Barockoper "Die großmütige Tomyris". Gastregisseur Roman Hovenbitzer hat das vergessene Meisterwerk Reinhard Keisers neu entdeckt. (...)

Nach der barocken Rettung aller Akteure durch den beliebten "Deus ex machina" lässt Roman Hovenbitzer das versöhnliche Ende als Traumbild der Tomyris entlarven und legt die geköpften Leichen von Tigranes und Meroe in die Kulisse. Dem Stadttheater ist mit dieser Wiederentdeckung und ihrer zeitgemäßen Umsetzung ein Opernerlebnis gelungen, das man allen Freunden des heiteren Umgangs mit der ernsten Musik nur wärmstens ans Herz legen kann.

(Marburger Neue Zeitung)

 

Barbarenblut zu barocken Klängen

(...) Diesem in der Barockoper obligatorischen lieto fine widersetzt sich der Regisseur Roman Hovenbitzer. Während die allgemeine Versöhnung als barocke Notwendigkeit zur Beibehaltung der Weltordnung galt, hat diese Betrachtungsweise in der heutigen Zeit für Roman Hovenbitzer ihre Bedeutung verloren. So setzt er die musikalisch nahezu psychologisch ausgearbeiteten Figuren dahingehend fort, dass Tomyris' Wünsche in Form von Tagträumen eine Parallelwelt aufbauen, in der ihre Großmütigkeit so weit führt, dass sie nicht nur eine Vision von Tigranes' und Meroës Hochzeit hat, sondern auch noch die zukünftigen Enkel auftreten, bis dann durch eine Explosion der Traum platzt und Tomyris vor den geköpften Leichnamen der beiden steht, die im Titel gepriesene Großmütigkeit somit zur Farce wird. Nur aus dem Off hört man nun noch die Lobpreisungen, die die Oper beenden, während Tomyris traumatisiert mit dem Schwert in der Hand über die Bühne wankt. Dieses Ende ist - wie die beiden vorherigen Traumsequenzen -  von Roman Hovenbitzer sehr stark inszeniert. (...) 

Da es sich um die zweite Vorstellung handelte, trat das Regieteam beim Schlussapplaus nicht noch einmal auf. Der Applaus und die Reaktionen des Publikums ließen aber vermuten, dass das Regieteam genauso begeistert aufgenommen worden wäre wie die Solisten, der Chor, die Tänzer und das hervorragend aufspielende Orchester.

FAZIT: Eine Opernrarität, deren Wiederentdeckung durchaus lohnenswert ist, vor allem wenn so ambitioniert in einer so ideenreichen Inszenierung gesungen und gespielt wird. Also, nichts wie hin nach Gießen!

(Online Musik Magazin/OMM)

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