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SOWJET-SCHOCK UND SCHWARZER CHIC

In Roman Hovenbitzers Pforzheimer Inszenierung von Tschaikowskys Romanoper nach Puschkins EUGEN ONEGIN ist Tatjana eine Filmnärrin, die monströse Filmdosen beschriftet und mit einem alten Projektor "Doktor Schiwago", „Krieg und Frieden“ und "Anna Karenina" auf die Leinwand projiziert. (...) Tschaikowskys Traum vom alten Russland wir bei Hovenbitzer und seinem Ausstatter Tilo Steffens zum stillen Abgesang auf die Sowjetunion. Wie Hovenbitzer zum Beispiel das Erntelied der Schnitter zum Zahltag der Gutsarbeiter umgestaltet und die bedrückende Atmosphäre des trostlosen Provinznestes einfängt, ist unbedingt sehenswert. Steffens zeigte muffige Enge in einem schmutzig-blauen Raum gepresst, an dessen Rändern die nackten Spanplatten hervorschauen, eher ein alter Gemeindesaal denn ländlich klein-aristokratisches Gut, mit stabilen Gasthausmöbeln und einer kleinen Bühne mit Klavier, die auch durch die Filmleinwand beständig zum Ort der Gedanken und Träume wird. Alles wirkt ein bisschen träge und ungepflegt, und die schwere Melancholie, die das anfängliche Frauenquartett verströmt, legt sich wie Mehltau über das weitere Geschehen. (...)

Von Fröhlichkeit wird auch das Namenstagsfest für Tatjana nicht getragen. Es gerät zum tumben Besäufnis, bei dem Triquet als angedudelter Clown seine kläglichen Kunststücke vorführt, und dessen Lob auf Tatjana keiner ernst nimmt. Solche großen Szenen, 

wie aber auch das anschließende Duell, löst Hovenbitzer auf nicht nur souveräne, sondern handwerklich virtuose Weise. Jahre später. Tatjana hat den Aufstieg an die Seite eines älteren reichen Mannes geschafft. Im neuen Russland bestaunen die Gäste, ausgestattet mit den chicsten schwarzen Kreationen, auf einer Vernissage inmitten des kalten Wohlstands des Fürsten Gremin diverse Videoinstallationen, und Tatjana ist fast so hübsch wie ihr Vorbild Hepburn geworden. Nur Onegin hat sich kaum verändert. Aus dem etwas bulligen, arroganten Salonrebellen ist ein in Selbstmitleid zerfließender Egoist geworden. (...) Noch einmal taucht das Filmmotiv in der letzten Begegnung Tatjanas mit Onegin auf, wodurch die Pforzheimer Inszenierung wie aus einem Guss wirkt. Während auf mehreren Bildschirmen die Stationen ihres Lebens ablaufen, sagt sich Tatjana endgültig von ihm los.

(Badische Neueste Nachrichten Karlsruhe)

 

TRAUMMANN AUS HOLLYWOOD

Ein Lob an alle Beteiligten: Es war wahrlich ein in jeder Hinsicht gelungener Opernabend! Selten hat man in letzter Zeit eine derart stimmige, sowohl szenisch als auch musikalisch hochkarätige Aufführung gesehen - eine Auffassung, die auch das begeisterte Publikum teilte: Der frenetische Schlussapplaus mit vielen Bravo-Rufen galt gleichermaßen den Sängern, dem Dirigenten als auch dem Regieteam. Die von Roman Hovenbitzer in der Ausstattung von Tilo Steffens geschaffene Inszenierung kann als Musterbeispiel guter Regiearbeit angesehen werden, vereinigt sie doch in überzeugender Weise moderne und konventionelle Momente. Es ist Hovenbitzer hoch anzurechnen, dass er in manchen Momenten der Oper lässt, was der Oper ist, und nicht irgendwelchen fragwürdigen Regiekonzepten frönt. Er erzählt in neuer Lesart dennoch klar das Stück, was heutzutage durchaus keine Selbstverständlichkeit mehr ist, hat das Werk klug und nachvollziehbar durchdacht und überzeugt mit seinem modernen Konzept.

(Orpheus/Oper international)

 

BERÜHRENDE BEGEGNUNG ZWISCHEN BACKFISCH UND SNOB

Bejubelte Premiere von Tschaikowskys „Eugen Onegin“ am Theater Pforzheim

Die lyrischen Szenen von Peter Tschaikowsky beschreiben den harten Schritt von der Jugend zum Erwachsenwerden. Diesen Ansatz hat Roman Hovenbitzer für seine Pforzheimer Inszenierung von EUGEN ONEGIN gewählt und verschiedene künstlerische Medien gewählt, die klar erkennbar machen, wie schmerzhaft oftmals die Kluft zwischen Traum und Realität verläuft. Ständig flimmern Filmsequenzen über eine Leinwand, welche zeigen, wie sehr sich Tatjana in ihren Phantasien verliert. Diese fiktionalen Bilder vermischen sich mit der realen Gestalt Onegins - überdeutlich wird so auch Tatjanas Anteil am Drama dieser hoffnungslosen Liebe: Onegin ist für sie vornehmlich eine Projektionsfläche unerfüllter Sehnsüchte. (...) Am stärksten ist der dritte Akt, wenn die finale Auseinandersetzung zwischen Tatjana und Onegin vor einer Reihe von TV-Monitoren stattfindet, die das vergangene Leben beider widerspiegelt. (...) Am Ende Jubel und starker Applaus des Publikum für diesen wirklich bewegenden Opernabend.

(Leonberger Kreiszeitung-Stuttgarter Zeitung)

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